Warum der Lappwaldsee bei Harbke noch lange nicht freigegeben werden kann

Harbke, den 22.01.2022

In zehn Jahren soll er seine volle Ausbreitung erreicht haben und dann vor allem Naherholungs-, Freizeit- und Tourismus- zwecken dienen: der Lappwaldsee zwischen Harbke und Helmstedt. Warum viele Ideen für die Entwicklung der Sees noch Zukunftsmusik sind, erläutert Harbkes Bürgermeister Werner Müller.

 

Der Planungsverband Lappwaldsee setzt sich aus je vier Vertretern der Kommunen Harbke und Helmstedt zusammen, er fungiert ähnlich wie ein Gemeinderat. Seine Aufgabe ist es, jene Voraussetzungen zu schaffen, damit aus der Tagebaulandschaft das avisierte Freizeitgebiet von überregionaler Ausstrahlung entwickelt werden kann.

Ein Punkt, der zurzeit noch Sorgen bereitet, dreht sich um die Wasserqualität. So wird befürchtet, dass diese beim Erreichen des Maximalpegels (voraussichtlich 2032) noch längst nicht dazu taugt, den See als Badegewässer freigeben zu dürfen. So hatte schon der Helmstedter Stadtrat im vorigen Sommer festgestellt: „Wir sind besorgt, weil die notwendigen Maßnahmen zur Herstellung des Lappwaldsees in Badequalität durch ein entsprechendes Gutachten nicht dargestellt werden und der See daher 2032 noch nicht touristisch nutzbar sein wird.“

Das Gutachten ist noch nicht veröffentlicht

Der Stadtrat forderte folgend von den Noch-Eigentümern des Areals (Helmstedter Revier GmbH und LMBV mbH) ein sogenanntes Limnologisches Gutachten (Untersuchung des Gewässers auf seine ökologische Qualität) ein, verbunden mit den erforderlichen Maßnahmen, um die Wasserqualität zu verbessern. Ein solches Gutachten läge bereits seit längerem vor, hieß es. Das bestätigt auch Harbkes Bürgermeister Werner Müller, der ebenso Mitglied des Planungsverbands ist. Er sagt auf Volksstimme-Nachfrage: „Das Gutachten ist noch immer nicht veröffentlicht worden, obwohl dies bereits für Oktober zugesagt war. Es wird nun nochmals angemahnt.“ Laut Müller weise das Wasser im See „momentan einen pH-Wert von 3“ auf. Das bedeutet: Es ist noch recht säurehaltig, vergleichbar mit Cola oder Orangensaft. Badegewässer benötigen einen neutralen pH-Wert zwischen 6 und 9. Die Gründe für das saure Wasser sind bekannt: „Noch wird der See mit Grundwasser aus dem Tagebau Schöningen gespeist. Und außerdem wird der Boden mit all seinen Kohleablagerungen und anderen Materialschichten ausgespült. Das wirkt sich unmittelbar auf die Wasserqualität aus“, so Werner Müller. Allerdings sieht der Bürgermeister die jetzigen Eigentümer – das Gebiet unterliegt nach wie vor der Bergaufsicht – in der Pflicht beziehungsweise am Zug, Maßnahmen zur Verbesserung der Reinheit zu ergreifen. Denn: „Es ist ja vom Lappwaldsee aus ein Überlauf in ein Fließgewässer – und zwar in den Harbker Mühlenbach – geplant, und zur Einleitung in ein Fließgewässer bedarf es einer gewissen Wasserqualität. Wird die nicht erreicht, bekommen die Unternehmen keine Genehmigung und wird ihnen die Aufsichtspflicht nicht abgenommen.“ Deshalb könne man davon ausgehen, dass sich in dieser Hinsicht noch etwas tue. Das Gutachten wäre dabei aber ein hilfreiches Instrument, räumt Müller ein.

Bebauungsplan ist beschlossen

Ohnehin konzentriert sich der erste Schritt im Nutzungskonzept (Masterplan) zunächst auf die Ufer- und Böschungsbereiche. Dazu hat der Planungsverband einen Bebauungsplan beschlossen. Vorgesehen ist darin etwa ein Rundweg nah am Wasser sowie ein zweiter in etwas größerer Entfernung zum Ufer. Beide Wege sollen zudem an mehreren Stellen miteinander verbunden werden.

„Der Zeitpunkt“, betont Henning Konrad Otto als Verbandsgeschäftsführer, „ab wann der Bebauungsplan Rechtskraft erlangt und umgesetzt werden kann, hängt vom Bergrecht ab, das für einen Großteil der ehemaligen Tagebauflächen noch gilt. Dies gilt auch für die Anlage der touristischen Infrastruktur in Seenähe. Erst wenn die Entlassung aus der Bergaufsicht erfolgt ist, haben die beteiligten Kommunen und der Planungsverband die Hoheit über den See und die angrenzenden Flächen. Erst dann auch können verbindliche Verhandlungen mit Investoren erfolgen.“

Inwieweit eine uneingeschränkte Nutzung der Wasserfläche mit Flutungsende möglich sei, müsse im erforderlichen Wasserrechtsverfahren und unter Berücksichtigung der bergrechtlichen Belange geklärt werden, so der Verbandsgeschäftsführer.

 

Foto: Der Lappwaldsee soll in zehn Jahren seinen vollen Pegel erreicht haben. Foto: Tourismusgemeinschaft Elm-Lappwald

 

Text: Ronny Schoof - Volksstimme

 

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