Matschepampe am Harbker Waschhausteich

Harbke, den 04.11.2021
Modder, Totholz und Gestrüpp – insgesamt kein schöner Anblick am sonst so pittoresken Waschhausteich im Harbker Schlosspark. Das Gewässer, als solches derzeit nicht vorhanden, wird aufwendig und planmäßig entschlammt.

 

Der lange Arm des Schaufelbaggers schwingt an der Nordseite der Orangerie seit vergangener Woche das Zepter, um das Teichbett zu entschlacken. Täglich bewegt der Bagger einige Dutzend Tonnen der Pampe von A nach B. Dem Umfeld des Waschhausteiches ist sein Idyll dadurch verlorengegangen. Allerdings nur temporär. Bereits in der kommenden Woche sollen die Entschlammungsarbeiten beendet sein. Die schwarze Matschwüste wird den Anblick noch etwas länger trüben, im Frühjahr aber dürfte schon wieder buchstäblich Gras über die Sache gewachsen sein.

 
Schädliches Burgunderrot

Die Notwendigkeit der Entschlammung war aufgrund der Algenbelastung gegeben. Zuletzt hatten sich die im Schlamm pudelwohl fühlenden Bakterien der Burgunderblutalge stark ausgebreitet. Die Folgen: eine intensive Rotfärbung des Wassers, Gestank und Fischsterben. „Sieht schick aus, ist aber für das Teichbiotop schädlich“, kommentierte Bürgermeister Werner Müller zu Jahresbeginn, als man die Teichsanierung konkret ins Auge fasste und sich nach Fördermitteln umschaute.

 
Hundertprozentige Förderung des Landes

Fündig geworden ist man im Artenschutz-Sofortprogramm des Landes Sachsen-Anhalt. „Die Gemeinde“, betont Müller, „ist allerdings nur indirekt beteiligt. Die Maßnahme läuft über den Unterhaltungsverband 'Großer Graben' mit Sitz in Neuwegersleben.“ Das habe einen simplen finanziellen Hintergrund: „Als Gemeinde hätten wir maximal 90 Prozent gefördert bekommen. Mit dem Unterhaltungsverband als Träger sind es dagegen hundert Prozent – und das ist angesichts der Gesamtsumme von 338 000 Euro nicht zu verachten.“

Eine runde Sache also für Harbke, die nur in der Ausführung einige diffizile Ecken und Kanten hat. „Den riesigen, schweren Bagger schadlos für Park und Schlosshof an Ort und Stelle zu bringen, war nicht ganz so einfach“, berichtet Werner Müller. „Wir haben uns mit einer provisorisch aufgeschütteten Baustraße hinter dem Schlosshof beholfen.“ Vorsicht ist zudem durch den sandigen Untergrund gefragt; er erschwert den Stand des Baggers am Teichrand.

Baumstämme wurden mit schützenden Brettern umringt. Einige Bäume am Ufer mussten dennoch weichen. Ausgleichspflanzungen sind in der Maßnahme enthalten. „Am Teich selber werden Sträucher gepflanzt, darüber hinaus 15 Obstbäume in der Kleingartenanlage Nord und eine Weide am Spielplatz“, so der Bürgermeister.

 
Umsiedlung von Hand

Auch der Anglerverein hatte mit Beginn der Teichsanierung noch einmal einen Arbeitseinsatz absolviert, um den verbliebenen Fischbestand zu retten. So durchwatete Tobias Friedrich den fast leeren Teich, ausgerüstet mit Gummihose und Kescher. Schleien, Karpfen und Giebel fischte er aus dem Restwasser. „Als der Teich durch Algenbefall schon einmal kippte, konnten wir nur noch zwei Maurerkübel voll toter Fische entsorgen“, merkte Anglerkollege Matthias Hofedietz dazu an, während er Friedrich zu den Stellen lotste, wo Wellenbewegungen den Aufenthalt der Fische verrieten. „Diesmal wollen wir retten, was zu retten geht.“ Hatte „Tobi“ zwei oder drei Fische im Netz, arbeitete er sich durch den Schlamm zurück ans Ufer und übergab den Fang an Hofedietz, der sich sofort aufs Fahrrad schwang, um den Eimer im nahe gelegenen Schwarzkuhlenteich zu entleeren.

Beide Angler sind Mitglied in der Harbker Ortsgruppe des VDSF (Verband Deutscher Sportfischer) und haben so eine Rettungsaktion schon mehrmals durchgeführt. „Wir sind nicht Fischmörder, wie manche unseren Sport nennen. Wir tragen auch einen wesentlichen Teil für den Naturschutz und die Hege der Fischbestände bei“, beschreibt Matthias Hofedietz die Aktion.

 
Doppelfalzmönch soll für Klarheit sorgen

Das Teichwasser war über einen eigens gezogenen Kanal in den Schlossgraben abgelassen und von dort in den Großen Mühlenteich geleitet worden. Die Wiederbefüllung des Waschhausteichs erfolgt auf natürlichem Weg. „Seine Quellen sorgen schon jetzt dafür, dass er nicht gänzlich trocken bleibt“, so Werner Müller.

Die Bauabnahme ist für 11. November vorgesehen. Es werden dann rund 2000 Kubikmeter Schlamm ausgehoben worden sein, zwischen 30 und 60 Zentimeter quer durch den Teich. Zum Schutz der Uferböschung werden derweil Faschinen, gebundenes Reisig, verlegt. Am Übergang zwischen Waschhausteich wird ein so genannter Doppelfalzmönch eingebaut, eine technische Vorrichtung, die das sauerstoffarme Wasser aus der tieferen Teichebene per Druck und Überlauf ableitet.

„Der Schlamm wird noch einige Wochen abtrocknen müssen“, meint Werner Müller. Bei der Entsorgung rechnet er nicht mit Problemen: „Die Beprobung an verschiedenen Stellen hat eine eher schwache Belastung ergeben. Es muss da also kein kostspieliger Sonderweg beschritten werden.“

 

Vorschaubild: Matschige Angelegenheit: Mit langem Arm schaufelt ein Bagger tonnenweise Schlamm aus dem Waschhausteich, insgesamt rund 2000 Kubikmeter. 

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme

 

Bild zur Meldung: Matschepampe am Harbker Waschhausteich