Nur an den Bierdeckeln gibt es „nix zu rütteln“

Harbke, den 05.08.2021
Die Museumsstube „Grauer Hof“ in Harbke hat durch weibliche Hand eine Auffrischung erfahren. Ab Sonntag ist die Ausstellung wieder regelmäßig geöffnet.
 

Es ist ein wenig wie der alte Widerstreit zwischen Hund und Katze, was Gunther Tell und Jana Sengewald derzeit im Grauen Hof umtreibt. Er ist der Vater dieser vielgliedrigen Heimatausstellung, hat sie über zweieinhalb Jahrzehnte angefüttert, wachsen lassen und liebevoll betreut. Jedes einzelne Exponat ging und geht durch Tells Hände, jedes Stück ist ihm lieb, und zu den meisten weiß er Hintergründiges zu berichten. Sie, Jana Sengewald, ist nun auch mit der Museumsstube befasst, hat den Fundus hier und da umstrukturiert und legt generell ein versiertes Auge darauf, dass etwas mehr Luft in den Räumen entsteht. Mitunter beißen sich die Perspektiven der beiden und ist Überzeugungsarbeit vonnöten.

 
Schließzeit genutzt

Es ist jedoch ein respektvoller und verständiger Umgang, den Tell und Sengewald miteinander pflegen. Die lange Schließzeit haben sie gemeinsam genutzt, um die Ausstellungsräume im Grauen Hof umzugestalten. „Zum Besseren“, wie Bürgermeister Werner Müller meint. „Es hat sich viel geändert, einiges grundlegend, und der Prozess ist auch noch nicht abgeschlossen.“ Jana Sengewald habe ein Händchen für solche Aufgaben, so der Bürgermeister weiter: „Sie ist immer kreativ, hat das gewisse Geschick und Talent, und ich finde, dass sie das mit dem Blick der Frau hier wirklich ansprechend eingesetzt hat.“

 

Neugier der Besucher hoffentlich geweckt

Gunther Tell

 

Eigentlich kümmert sich Sengewald für die Gemeinde um das Rathaus, die Sporthalle und den Park. „Doch insbesondere die Hallenstunden konnten aufgrund der wenigen Nutzung in den vergangenen Monaten umgelagert und gezielt hier in der Museumsstube investiert werden“, so Müller. „Außerdem macht mir das Spaß und erledige ich solche Gestaltungsaktivitäten einfach gern“, ergänzt Jana Sengewald. Auch Gunther Tell weiß die Ideen, die sie eingebracht hat, zu schätzen und meint mit Blick auf den Neustart am Sonntag von 9 bis 11 Uhr: „Die Neugier interessierter Besucher ist hoffentlich geweckt.“

An der Sammlung im Wesentlichen hat sich nichts geändert. „Wir haben einiges umgeräumt und neu angeordnet und versuchen dabei vor allem, den Besuchern mehr Raum zu geben, so dass sie auch mal um die Ausstellungsstücke herum gehen und sie von allen Seiten betrachten können“, sagt Jana Sengewald. Ein Paradebeispiel dafür ist die Schuhmacherwerkstatt, die „nun wirklich aufgeräumter und attraktiver wirkt“, versetzt Tell.

Ebenso hat Jana Sengewald in den Bereichen Schmiede, Hausschlachte, Landwirtschaft, Schule oder Jagd ihr Geschick walten lassen. Ein wahrer Blickfänger obendrein ist die Kaffeetafel im Porzellanraum, die sie mit reichlich selbstgebauten Requisiten aufgehübscht hat.

 
Noch keine Fördermittel für Scheunenbau

„In meinen Augen ist das der richtige Ansatz für unsere Museumsstube“, befindet Werner Müller. „Klar, das ist nicht immer einfach, weil Gunther der Sammler ist und nie nein sagen kann, wenn jemand ein Exponat abgibt und deshalb eben sehr an seiner Ausstellung hängt, aber ein bisschen frischer Wind schadet nicht und kommt letztlich ja allen zugute.“

Auf den nächsten großen Schritt zur Erweiterung der Ausstellung müssen Tell und die Gemeinde allerdings noch warten. Werner Müller dazu: „Es ist ja angedacht, draußen auf dem Hof eine Art Scheune zu bauen, in der dann die Großgeräte, vor allem historische Landtechnik, die wir noch auf Lager haben, untergebracht werden. Leider hat es mit den Fördermitteln dafür in diesem Jahr nicht geklappt, aber wir bleiben dran.“

Im Gebäude gibt es für Jana Sengelwald und Gunther Tell ohnehin noch genug zu tun. „Wir haben noch einiges vor, zum Beispiel im Nähmaschinenraum“, kündigt Sengewald an. Tell ist damit einverstanden, zieht aber vorsorglich schmunzelnd ein klare Grenze: „An der Bierdeckelsammlung gibt es nix zu rütteln, da hört Frau Sengewalds Kompetenz auf.“

 

Foto: Jana Sengewald und Gunther Tell in der Schuhmacherwerkstatt der Museumsstube. Das Ziel, mehr Raum zu schaffen, ist hier ansprechend erreicht worden.

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme

 

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